Ari de Goes Jr ist ein Künstler aus São Paulo, Brasilien. Seine Karriere begann bereits mit 14 Jahren als Layouter für eine Werbeagentur, bei der er bereits Kundenaufträge erledigte. Im Laufe der Jahre hat er für viele verschiedene Magazine und nationale sowie internationale Unternehmen layoutet und gemalt. Er hat viel Erfahrung im Bereich Marketing und Werbung sammeln und sein eigenes Business aufbauen können. Im Laufe der Jahre hat er dabei mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen. Heute ist er ein sehr erfahrener, professioneller Plein Air Aquarellist und leitet vor allem Outdoor-Malkurse und -Workshops für Kunstbegeisterte.
Warst du schon immer künstlerisch begabt oder musstest du das Malen erst erlernen?
Ich habe schon immer gerne gezeichnet und gemalt und dabei verschiedene Techniken geübt. Das viele Üben half mir, meine jetzigen Fähigkeiten zu erlangen und zu erhalten. Das viele Üben war hart, aber hat trotzdem Freude gemacht. Ich bin überzeugt, dass wenn man Freude an der Arbeit hat, dann ist der Lernprozess leichter. Ich denke auch, dass Talent etwas mit Freude am Tun zu tun hat. Ich weiß, dass ich, obwohl ich talentiert bin, hart arbeiten muss, um meine Fähigkeiten zu erlangen. Im Laufe der Jahre habe ich bei den Menschen, die regelmäßig Üben, immer mehr Leichtigkeit beim Zeichnen und Malen feststellen können. Ständiges Üben ist der Schlüssel.
Hattest du ein Vorbild oder einen Lehrer, der dir alles beigebracht hat?
Nicht wirklich. Keinen Bestimmten. Ich hatte die Gelegenheit, mit hervorragenden Menschen aus verschiedenen Kreativitäts- und Kommunikationsbereichen zusammenzuarbeiten. Das tägliche Leben in der Arbeitsumgebung mit diesen Menschen hat mich geformt.
Vom Layouter zum Geschäftsmann im Bereich Werbung/Marketing und jetzt professioneller Künstler/Lehrer für Aquarellmalerei en plein air: Wie kam es zu diesem Schritt?
Mit viel Leid (lacht!). Dieser Übergang hat etwa 3 Jahre gedauert. Zwischen der Aufgabe meiner vielversprechenden Karriere in der Kommunikationsbranche und dem Entdecken und Finden meines neuen Ichs im Bereich der Kunst lagen Zweifel, Momente der Unzufriedenheit, Änderungen meiner bisherigen Werte, Krisen und Distanzierung von meinen engsten Vertrauten.
Für so eine große Veränderung ist es notwendig, sein Leben neu zu gestalten und alte Dinge und Werte hinter sich zu lassen, um neue Perspektiven zu erkennen und zu gestalten. Dieser Prozess war bis zum kompletten Vollzug recht schmerzhaft, aber das Gefühl der anschließenden Freiheit belohnt einen und zeigt, dass es der richtige Weg ist.
Warum gerade Outdoor-Aquarell und keine andere Technik?
Als ich für Kunden Layouts erstellte, musste ich mir keine Gedanken über meinen Stil machen. Ich malte im Auftrag des Kunden und malte, was und wie es der Auftraggeber wollte. Als ich aufhörte Auftragsarbeiten anzunehmen, hatte ich die Freiheit, meinen eigenen Weg zu gehen. Am Anfang fiel mir diese Freiheit sehr schwer und ich verbrachte einige Jahre damit, herauszufinden, was ich wirklich gerne male. In dieser Zeit hatte ich keine eigene Identität und keinen eigenen Stil. Ich malte nur die Wünsche anderer!
Ich experimentierte mit Techniken und verschiedenen Ansätzen, erkundete neue Themen, im Anschluss stellte ich fest, dass ich bereits meinen eigenen Stil gefunden hatte, bzw. der Stil mich.
Für die Aquarelltechnik habe ich mich entschieden, weil sie mit meiner persönlichen Art zu malen perfekt harmoniert. Ich mag es schnell zu malen, spontan und unvorhersehbar. Meine Motive haben mit dem zu tun, was ich am liebsten mache: an verschiedene Orte reisen, draußen sein, Freiheit und Kreativität zu vereinen. Das hat mich dazu gebracht Landschaftsmalerei für mich auszuwählen.
Hast du eine spezielle Methode, um ein passendes Motiv zu finden?
Ich habe aus der Praxis gelernt, was meine Aufmerksamkeit am meisten fesselt: Es ist der Vorgang wie ein einfaches und unauffälliges Detail zu etwas starkem, präsenten in einem Bild wird. Nach dieser subtilen Entscheidung wende ich die technischen Mittel der Bildsprache an, damit der Betrachter eine Geschichte erzählt bekommt.
Was hat dich dazu inspiriert, Lehrer zu werden und einen Teil deines Wissens an Anfänger weiterzugeben?
Was mich heute als Lehrer am meisten inspiriert, ist, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Kunstwerk in ihrem persönlichen Stil an jedem Ort und in jeder Situation zu schaffen.
Während meiner Jahre als Unternehmer habe ich viele Menschen, die in meinem Team waren, als Mentor betreut. Durch diese Erfahrung des Mentorings begann meine Arbeit als Kunst- und Aquarelllehrer. Sie brachte mich auch zu meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei einer Organisation für sozial schwache Kinder in Südbrasilien. Ich gründete eine kleine Gruppe von zunächst 5 Kindern, die später zu einer Gruppe von 30 Jugendlichen und Teenagern heranwuchs. Parallel dazu eröffnete ich einen öffentlichen Aquarellkurs und unterrichte seitdem für alle Zielgruppen und Altersgruppen.
Du bietest nicht nur in Brasilien, sondern weltweit Kurse und Reisen an. Gibt es Unterschiede in den Kunstszenen der einzelnen Länder?
Jede Region hat unterschiedliche Merkmale in Bezug auf Geographie, Vegetation, Atmosphäre, die Gesellschaft und Bräuche. Als Maler, der versucht, das Gefühl und die Atmosphäre eines Ortes einzufangen, ist es wichtig, das Material des Bildes zu beherrschen und zu wissen, wie man es einsetzt, um diese Unterschiede vollständig darzustellen.
Welche Art von Textur findet man in einer Wüste oder in einer Stadtlandschaft? Man muss sie richtig umsetzen und die Wahl der richtigen Papierstruktur hilft in diesem speziellen Fall. In einigen Ländern ist die Vegetation eher von Blau- und Violetttönen geprägt, während an anderen Orten, z. B. in den Tropen, eine wärmere Farbe der Vegetation vorherrscht, so dass mehr Gelb- und Rottöne in der Palette verwendet werden müssen. Jeder Ort hat seine Eigenheiten, die die Augen des Malers entdecken müssen.
Hatte die Pandemie Auswirkungen auf deine Arbeit/dein Business?
Eindeutig ja. Ich hatte schon vorher den Einsatz von Onlineworkshops geplant. Ich hatte bereits Kameras, eine angemessene Beleuchtung sowie weitere Ausrüstung dafür angeschafft. Was das online unterrichten angeht, so hat die Pandemie in zwei Jahren einen gesellschaftlichen Wandel vorangetrieben, der vielleicht 20 Jahre gedauert hätte. Heute bin ich darauf eingestellt und denke Online-Sitzungen werden sich durchsetzen. Theoretische und praktische Inhalte können ideal vermittelt werden und die Leistungen der Schüler sind im Online-Unterricht um 50 % besser als im Präsenzunterricht, wo es viele Ablenkungen gibt.
Derzeit unterrichte ich Studenten auf der ganzen Welt online, von Live- hin zu Onlinekursen, bis zu aufgezeichneten Kursen bei Online-Plattformen.
Auch der Präsenzunterricht findet weiterhin statt und ist inhaltlich weiter fortgeschritten. Hier unterrichte ich Studenten vor Ort das Malen im Freien.
Was bedeutet es für dich, den Aldir Blanc Cultural Trajectory Recognition Award erhalten zu haben?
Dies ist für mich eine bedeutende Anerkennung meiner Arbeit für die Gesellschaft.
Der Award wird von der Regierung des Bundesstaates Santa Catarina, verantwortlich für Kunst und Kultur, in meinem Land vergeben.
Warum hast du Hahnemühle-Papiere für deine Arbeit gewählt?
Ich arbeite immer mit höchster Qualität in allen Phasen. Vom ersten Entwurf bis zur Ausführung. Das Papier ist meiner Meinung nach die Basis, die „Bühne“, auf der alles passiert. Es ist wichtig, zu wissen was man von der Oberfläche erwartet. Das Papier muss genau dem entsprechen, was man in seiner Planung idealisiert hat. Die Textur mit dem Zusammenspiel der Kanten und Pinselstrichen, ergibt die besondere Raffinesse. Hahnemühle Papier bietet mir genau das.
Welches Hahnemühle Papier gefällt dir am besten und warum?
Ich kann Aquarellpapiere in zwei Typen einteilen: schnelle Papiere und langsame Papiere. Ich wähle ein Papier je nachdem, wie ich die Szene darstellen möchte. Ich verwende The Collection Watercolour rau und matt für die aufwändigsten Bilder zum Beispiel bei der Nass-in-Nass Maltechnik. The Collection Watercolour satiniert und Expression nutze ich für schnellere, weniger wasserintensive Arbeiten. Hahnemühle Bamboo Mixed Media und Britannia verwende ich für Experimente, Entwürfe und Übungsaufgaben bei Workshops. Das Sketch Book 120 g/m² und das Watercolour Book sind meine Begleiter für meine täglichen Übungen.
Hast du Pläne, dein Fachgebiet in Zukunft zu erweitern oder vielleicht sogar eine neue Richtung einzuschlagen, wie du es bereits in der Vergangenheit getan hast?
Ich habe viele Pläne für die Zukunft und sie drehen sich darum, weiterhin Mittel und Möglichkeiten zum Experimentieren und Lernen für Aquarellkünstler und kreative Menschen zu schaffen. Ich glaube an eine gute Koexistenz und Wechselbeziehung zwischen Studenten, Lehrern, Künstlern und seriösen Marken, die professionelle Produkte für den Markt herstellen. Jede neue Richtung, die ich in meinem Leben einschlage, wird mit Kunst, Kreativität und dem Unterrichten und Fördern der Aquarellmalerei und wasserbasierter Maltechniken verbunden sein.
Hast du einen Rat für die Leser, die Aquarell im Freien erlernen möchten?
Übt jeden Tag, in jeder Situation. Lernt fleißig oder sucht euch jemanden, der euch auf die richtige Art und Weise anleitet. So vermeidet ihr Fehler, die später schwer zu beseitigen sind. Sich für das Malen zu entscheiden ist nicht nur rausgehen und malen, es ist die genaue Planung vorab, die man für gute Bilder benötigt. Ihr müsst das Bild in eurem Kopf haben, bevor ihr zu den Materialien greift. 10 Minuten reichen dem geübten Auge aus, um einen ersten Entwurf zu kreieren. Also schnappt euch eure Skizzen- oder Malutensilien, geht raus, atmet die frische Luft ein und haltet die Lebendigkeit von Gegenständen fest. Erlebt das Malen, habt Spaß und fangt die Momente um euch herum als Bild ein.