Hallo Marina, vielen Dank, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst. Für alle, die dich noch nicht kennen, wäre es super, wenn du dich zuerst einmal vorstellen könntest.
Es ist immer schwer, sich vorzustellen. Mein Name ist Marina, ich bin seit 10 Jahren freischaffende Künstlerin und arbeite mit Aquarellfarben. Ich bin ins Aquarell verliebt, nehme an verschiedenen Ausstellungen teil, unterrichte und liebe Plein-air Malerei. Ich bin Diplom Ingenieurin, aber Malen ist meine Berufung.
Dein Weg zur Kunst führte über die Werkstoffwissenschaften. Wie hat dein wissenschaftlicher Hintergrund deine künstlerische Arbeit beeinflusst?
Das ist eine gute Frage. Ich war eigentlich schon immer eine Künstlerin – ich habe immer gemalt oder Geschichten geschrieben, also Kunst geliebt und praktiziert. Mein wissenschaftliches Studium und meine Arbeit an der Uni Dresden haben meine Kunst nicht direkt beeinflusst, aber meine Persönlichkeit, die Art wie ich denke und wo ich Schönes finde.

Welche Erfahrungen aus deiner Studienzeit in Moskau und Freiberg haben deine Perspektive auf Kunst geprägt?
Ich habe festgestellt, dass Kunst Menschen verbindet. Wenn man neues ein Land erkundet hilft Kunst unheimlich – mehr zu entdecken, neue Bekanntschaften zu schließen und am Ende die Eindrucke verarbeiten.
Warum hast du dich für die Aquarelltechnik entschieden, und was fasziniert dich besonders an diesem Medium?
Ich glaube, ich habe mich am Anfang für die Aquarellmalerei entschieden, weil ich ziemlich ungeduldig bin. Aquarell trocknet schnell, man kann schnell in Flächen arbeiten – es schien das perfekte Medium für mich zu sein. Mit der Zeit entdeckte ich, wie viele versteckte Möglichkeiten die Aquarellmalerei bietet, und je mehr ich mich damit beschäftigte, desto interessanter wurde es für mich. Zart, kraftvoll, wild, ruhig, unkontrollierbar – all das kann man über Aquarell sagen. Und ich finde, dass das Aquarell ein sehr ehrliches Mittel ist – man kann sehr wenig korrigieren oder verbergen.

Du lebst und arbeitest jetzt in Berlin. Wie prägt diese Stadt deine kreative Arbeit, und wie unterscheidet sich die Kunstszene hier von anderen Orten, an denen du gelebt hast?
Ich habe vor Berlin vier Jahre in einem Dorf in Oberfranken gelebt und kann das jetzt gut vergleichen. In Berlin ist es natürlich viel einfacher, eine passende Künstlergemeinschaft zu finden – ob das die lokale Malgruppe im Kitz ist, die Urban-Sketcher, das Akademiezeichnen oder Künstlerinnen-Kreativgruppen – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Berlin bietet mehr Vernetzungsmöglichkeiten. Es gibt natürlich auch Nachteile, wie die recht starke Konkurrenz innerhalb der Kunstszene oder die Gefahr, sich in endlosen Veranstaltungen zu verlieren und am Ende zu wenig Zeit für die Kunst zu haben.
Das Leben in Berlin ist bunt, frei, sehr vielfältig – und das beeinflusst natürlich auch meine Kunst. Seit ich in Berlin lebe, male ich viel freier, abstrakter und bin nicht mehr auf ein Thema beschränkt.


In deiner Arbeit sprichst du von der „Schönheit des Alltags“. Was inspiriert dich dazu, alltägliche Momente und Szenerien in deinen Werken festzuhalten?
Ich reise viel und sehe viele schöne Orte. Und irgendwie ist es relativ einfach, etwas objektiv Schönes zu malen. Aber es ist viel interessanter, die Schönheit von Dingen oder Szenen zu zeigen, die oft übersehen werden. Ein roter Container in einem grauen Hinterhof, ein Mensch, der auf dem Bahnsteig auf den Zug wartet, Kakteen im Baumarkt – all das hat seinen eigenen Charme, erzählt seine eigene Geschichte – und das versuche ich zu entdecken und aufs Papier zu bringen.
Wie gehst du an die Schaffung eines neuen Kunstwerks heran? Welche Schritte sind für dich dabei entscheidend?
Das erste, was ich tue, wenn ich anfange zu malen, ist, mich selbst zu fragen: Was will ich eigentlich mit diesem Bild sagen? Was hat mir so gut gefallen, dass ich es unbedingt malen möchte? Das hilft mir, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Danach mache ich fast immer eine oder mehrere Skizzen. Die Skizze ist für mich mittlerweile sehr wichtig. Mit Skizzen kläre ich Komposition, Hell-Dunkel-Verhältnisse, probiere Farbkombinationen aus.
Und ein weiterer wichtiger Schritt ist die richtige Musikauswahl. Musik hilft mir sehr, Emotionen aufs Papier zu übertragen.


Wie wichtig ist die Auswahl des richtigen Papiers in deiner Arbeit? Hast du vielleicht ein oder mehrere Lieblingsprodukte von Hahnemühle?
Das ist sehr wichtig! Für mich hat jedes Papier seinen eigenen Charakter und unterschiedliche Papiere eignen sich für verschiedene Motive am besten. Einfachstes Beispiel – für Serien mit nordischen Landschaften benutze ich Papier mit rauer Oberfläche, um die Kraft dieser Natur zu unterstützen. Für Stadt- und Architekturbilder verwende ich dagegen matte Oberflächen.
Ich verwende fast immer 100% Baumwollpapier. Ich mag „The Collection Watercolour“ von Hahnemühle und male sehr oft darauf. Für meine Skizzen benutze ich sehr gerne „Sketch“-Papier – manchmal werden die Skizzen so gut, dass ich sie rahmen kann. Und die Watercolour Book 100% Cotton sind seit zwei Jahren meine treuen Begleiter.

Du hast Meisterklassen bei Künstlern wie Joseph Zbukvic und Sergei Kurbatov besucht. Wie haben diese Erfahrungen deine Technik und Sichtweise beeinflusst?
Mittlerweile habe ich an vielen verschiedenen Workshops bei renommierten Aquarellisten teilgenommen. Ich finde das unglaublich inspirierend, vor allem, wenn man anfängt, verschiedene Techniken zu sehen, zu sehen, dass man ganz unterschiedlich malen kann und trotzdem unglaubliche Ergebnisse erzielt. Dann hat man keine Angst mehr „zu detailliert“ oder „zu abstrakt“ zu malen oder Deckweiß oder Maskierflüssigkeit zu verwenden. Das Aquarell ist so vielseitig, dass jeder Künstler/in eine passende Technik finden wird.
Mittlerweile macht es mir viel mehr Spaß, nicht nur die Technik von Meister zu lernen, sondern auch die Sichtweise. Ich frage gerne, wie die Bilder entstehen, was andere inspiriert und so weiter. Im Prinzip genau das, was ihr mich jetzt fragt.
Du hast in deiner künstlerischen Laufbahn bereits beeindruckende Auszeichnungen und Anerkennungen erhalten. Welche Bedeutung haben diese für dich?
Es macht mir Spaß, an Wettbewerben teilzunehmen. Ich kann neue Techniken ausprobieren oder mir mehr Gedanken über das Motiv machen. Natürlich ist es schön, eine Auszeichnung zu bekommen. Das unterstützt mich und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Gibt es eine Ausstellung oder einen Wettbewerb, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Was hat diesen Moment so einzigartig gemacht?
Ich glaube, an die erste eigene Ausstellung wird man sich immer erinnern. Durch diese Ausstellung wurde ich auch freischaffende Künstlerin und konnte endlich sagen: Kunst ist kein Hobby, sondern Beruf und Berufung.



Welche Botschaft möchtest du den Betrachtern deiner Werke vermitteln, und wie hoffst du, dass sie deine Kunst wahrnehmen?
Das Leben ist sehr spannend und vielseitig. Es gibt schöne Momente, traurige Momente, berührende Momente. Orte und Dinge haben ihre eigene Schönheit und alles ist wertvoll. Aber ich lasse jedem Betrachter die Freiheit, meine Kunst so wahrzunehmen, wie es ihm innerlich entspricht.
Wie siehst du die Entwicklung deiner Kunst in den kommenden Jahren? Gibt es neue Themen oder Techniken, die du gerne erkunden möchtest? Nimm uns gerne einmal mit und gib uns – wenn du magst – einen Ausblick in die Zukunft.
Ich möchte mich auf halbabstrakte Motive konzentrieren. Noch mehr lernen und experimentieren, wie man Emotionen in Bildern ausdrücken kann. Und ich träume davon, ein eigenes Buch zu schreiben und zu illustrieren.
Vielen herzlichen Dank, liebe Marina, für das inspirierende Gespräch und die offenen Einblicke in deinen künstlerischen Werdegang. Es ist beeindruckend zu sehen, wie du mit Aquarellfarben Geschichten erzählst, Alltägliches in ein neues Licht rückst und deiner Kreativität freien Lauf lässt. Wir freuen uns, deinen weiteren Weg mitzuverfolgen – vielleicht ja schon bald mit einem eigenen Buch!
Und auch euch, liebe Leserinnen und Leser, danken wir herzlich fürs Dabeisein. Wir hoffen, das Interview hat euch ebenso begeistert wie uns. Bis zum nächsten Mal!
Wenn Sie mehr von Marinas Arbeit sehen und ihr folgen möchten, dann empfehlen wir Ihnen ihren Instagram-Kanal und Ihre Website.
