Es ist uns eine große Freude, Silvia, dass Sie es sich einrichten konnten, mit uns ein Interview zu führen!
Wir sind schon sehr gespannt, was Sie uns von ihrem Werdegang zur Künstlerin berichten werden und freuen uns, zudem interessante Einblicke in ihre beeindruckende künstlerische Arbeit zu bekommen!
Aber fangen wir doch mal von vorne an…
Möchten Sie sich vielleicht erstmal bei unserer Community vorstellen?
Zunächst möchte ich mich herzlich dafür bedanken, dass ich zu diesem Interview eingeladen wurde. Hahnemühle begleitet mich auf meiner künstlerischen Reise nämlich bereits seit Jahrzehnten.
Mein Name ist Silvia Schmitt, mittlerweile bin ich auch unter dem Künstlernamen Topenga bekannt, und ich bin 38 Jahre alt. Ich bin ziemlich idyllisch in Eschborn aufgewachsen, lebe jedoch seit zehn Jahren in meiner Wahlheimat Friedberg, Bauernheim. Wie der Name andeutet, wohnen mein Mann, meine Chihuahua-Hündin Zelda und ich abseits von der Großstadt. Hier komme ich am besten zur Ruhe und kann ganz ungestört kreativ sein.
Bis 2014 war ich als Speditionskauffrau tätig, habe dann aber den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Gleichzeitig ist die Begeisterung für das fotorealistische Zeichnen entstanden, dem ich seither nachgehe und perfektioniere.
Für die meisten Künstler fängt das Interesse an Kunst im Allgemeinen schon sehr früh an und entwickelt sich bereits im Kindesalter. Wie war es bei Ihnen? Was waren Ihre Anfänge, an die Sie sich erinnern können?
Auch bei mir war schon sehr früh ein großes Interesse an Kunst zu erkennen. Bereits im Kindergarten zeichnete ich alles, was mich begeisterte. Besonders inspiriert haben mich zunächst Disneyfilme, deren Charaktere mich verzauberten. Alles, was mich faszinierte, holte ich mir mit meinen Stiften in die Realität. Neben Bunt-und Bleistiften kamen nach und nach auch Fasermaler, Ölkreiden, Aquarell und Ölfarbe zum Einsatz. Der Wunsch, meiner Kreativität Ausdruck zu verleihen, beschränkte sich letztlich nicht nur auf Papier und Leinwand. Nähen, modellieren, basteln, kochen, schreiben, alles wurde ausprobiert. Im Alter von etwa zwölf Jahren merkte ich jedoch, dass ich besonders gerne Menschen darstelle und das ist bis heute so geblieben.
Gab es in Ihrer Familie oder Ihrem näheren Umfeld schon jemanden, der von Kunst begeistert war?
Aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass mein Großvater sehr talentiert war, was das technische Zeichnen angeht. Die Kreativität und Liebe zur Kunst meines älteren Bruders durfte ich hautnah miterleben. Mit seinen Zeichnungen und seiner Fantasie hat er mich oft begeistert und ich konnte einige Dinge von ihm lernen.
Ihre Lieblingstechnik ist ganz offensichtlich das fotorealistische Zeichnen von Menschen. Wie sind Sie ausgerechnet auf diese Technik gestoßen und warum waren Sie sofort von ihr überzeugt?
Das Bestreben, Motive bzw. Menschen realistisch darzustellen, war, denke ich, schon immer mein Wunsch. Zumindest wusste ich bereits früh, dass ich figürlich zeichnen möchte. Die menschliche Anatomie, wie etwa von Leonardo da Vinci dargestellt, hat mich schon immer fasziniert. 2014 bin ich dann auf fotorealistische Zeichnungen anderer Künstler gestoßen und habe mich herausgefordert gefühlt. Da ich seit jeher detailverliebt bin, ist das fotorealistische Zeichnen die ideale Technik für mich, um mich künstlerisch auszudrücken.
Hatten Sie Vorbilder, von denen Sie lernen konnten und die Sie inspiriert haben?
Ja, da gibt es einige Künstler, die mich inspirieren. Die Werke von Albrecht Dürer habe ich bereits als Kind kennengelernt. Einige seiner Werke sind sehr realistisch und detailliert gemalt, wie etwa der „Feldhase“. Auch unter den zeitgenössischen Künstlern gibt es viele, die mich faszinieren, z.B. Heather Rooney, Mike Dargas oder Olivia de Berardinis. Letztere begeistert mich immer wieder aufs Neue und ich liebe es, den Entstehungsprozess ihrer Mixed-Media-Arbeiten zu verfolgen.
Für Außenstehende wirken fotorealistische Zeichnungen wie Ihre fast magisch und man will kaum glauben, dass sie überhaupt von Hand gezeichnete und keine Fotos sind. Wie kreiert man solch realistische und detailreiche Bilder?
Damit ein realistisches Werk entstehen kann, ist es natürlich wichtig, welche Materialien man verwendet. Ich zeichne mit Künstlerfarbstiften und bevorzuge besonders glattes Papier (Hahnemühle Bristol). So ist es möglich, die Farb- bzw. die Bleistiftschichten aufzutragen und so den gewünschten Ton zu erhalten. Manchmal teste ich die Farbkombinationen vorab, um die Töne möglichst genau hinzubekommen. Während ich zeichne, bin ich sehr konzentriert und achte besonders auf die Kleinigkeiten, aber auch auf die Farbkontraste. Je genauer man hier arbeitet, desto besser ist am Ende das Ergebnis. Einzelne Härchen und feine Details lassen sich gut mit Radierstift oder Keramikmesser herausarbeiten. Und nicht zu vernachlässigen ist die Erfahrung. Niemand ist von heute auf morgen Profi auf seinem Gebiet. Übung macht eben den Meister.
Verfolgen Sie ein bestimmtes Muster bei der Auswahl nach einem passenden Motiv? Worauf achten Sie beim Menschen am meisten?
Das Motiv bzw. die Person muss mich einfach begeistern. Ich vergleiche es gerne mit der „Liebe auf den ersten Blick“. Viele meiner Motive habe ich auf diese Weise ausgewählt. Besonders reizvoll sind für mich Personen, die sich in einer Menschenmenge abheben würden. Am wichtigsten sind mir die Augen eines Menschen, denen ich beim Zeichnen besondere Aufmerksamkeit schenke.
Wo suchen Sie nach passenden Motiven?
Die Quellen meiner Motive sind unterschiedlich, einige Fotos sind aus dem Internet z.B. von Online-Communitys wie 500px, andere Vorlagen werden mir von Fotografen gestellt oder ich fotografiere selber bzw. lasse fotografieren.
Beherrschen Sie auch andere Techniken? Falls ja, welche Techniken sind das und wie regelmäßig üben Sie diese aus?
Einige meiner Werke sind sogenannte Mixed-Media-Arbeiten, d.h. sie bestehen aus unterschiedlichen Komponenten. Oft verwende ich hier Fasermaler in Kombination mit Künstlerfarbstiften, Ölkreiden und Tuschestiften. Auch mit Aquarellfarben habe ich in der Vergangenheit schon häufig gearbeitet. Im Moment bleibt zeitlich leider kaum Raum, neben den aufwendigen Blei- und Buntstiftzeichnungen andere Techniken auszuüben, doch ich habe es mir für die Zukunft fest vorgenommen, auch wieder mit anderen Farben bzw. Materialien zu arbeiten. Besonders Mixed-Media wird dabei ein großes Thema sein.
Haben Sie ein persönliches Lieblingsbild von Ihnen? Vielleicht auch aufgrund einer speziellen Bindung z.B. durch eine Geschichte, die Sie mit dem Bild verbinden?
Mein Lieblingsbild ist schon etwas älter. Dieses habe ich als Jugendliche für meine Mutter gezeichnet. Es zeigt eine Eule, die auf einem Baumstamm sitzt und ihre Flügel ausbreitet. Meine Mama hat Eulen geliebt. 2020 ist sie leider verstorben, wodurch dieses Bild noch viel wichtiger für mich geworden ist.
Das können wir natürlich absolut nachvollziehen. Oft hört man, dass selbstgemalte Bilder auch ganz besondere Erinnerungsstücke sein können, die für den Künstler eine große Bedeutung haben und mit denen sie etwas verbinden.
Sie und Ihre Arbeit sind mehrfach ausgezeichnet und sehr erfolgreich. Es muss doch sicher eine große Ehre sein und Sie stolz machen, wenn man so viel Anerkennung bekommt und die eigene Arbeit so hoch angesehen wird, oder?
Absolut! Es ist nicht selbstverständlich, dass die Arbeit eines Künstlers gesehen und von der Außenwelt honoriert wird. Es gibt viele, sehr talentierte Künstler, die niemals Beachtung finden, was sehr schade ist. Deshalb bin ich besonders dankbar, dass meine Bilder die Menschen erreichen und so positiv empfangen werden.
Sie haben vor einigen Jahren eine beeindruckende Zeichnung von Arnold Schwarzenegger gemacht und durften Sie ihm sogar überreichen. Wahrscheinlich mussten Sie diese Frage schon sehr häufig beantworten, aber wie kam es überhaupt dazu?
Vielen Dank! Arnold Schwarzenegger irgendwann persönlich kennenzulernen, stand ganz oben auf meiner Bucket List. Dass das irgendwann tatsächlich gelingen würde, hätte ich allerdings nicht gedacht. Zu verdanken habe ich das Treffen letztendlich Arnolds bestem Freund Ralf Möller. Mit Ralf stand ich in Kontakt, weil ich ihn ebenfalls porträtiert habe. Bei einer unserer Korrespondenzen befand er sich gerade mit Arnold im Urlaub und hat mir angeboten, ihm meine Zeichnung zu zeigen. Danach ging alles sehr schnell und ich durfte ihn kurz darauf in München treffen und ihm mein Porträt präsentieren. Das war ein unvergesslicher Moment.
Wir haben außerdem gelesen, dass Ihre Zeichnung nun sogar zu den Ausstellungsstücken des Arnold Schwarzenegger Museums in Thal (Graz) gehört. Waren Sie schon mal vor Ort?
Das stimmt, eine Reproduktion meiner Zeichnung (Das Original befindet sich in Herrn Schwarzeneggers Privatbesitz) zählt zu den Ausstellungsstücken des Museums und ich war bisher zweimal vor Ort. 2019 wurde mein Porträt im Rahmen von Arnolds jährlicher Geburtstagsfeier im Museum vorgestellt und der Presse präsentiert. Dieses Jahr durfte ich erneut an der spektakulären Feier teilnehmen. Dieses Mal als Gast, was auch ein ganz besonderes Erlebnis war. Ich kann nur jedem empfehlen, das Museum zu besuchen. Es ist das weltweit einzige Museum, das Arnolds Namen trägt und von ihm persönlich unterstützt wird. Zahlreiche Exponate dokumentieren die wichtigsten Lebensabschnitte wie Kindheit und Jugend, Bodybuilding- und Filmkarriere sowie Gouverneur-Zeit. Ich komme definitiv wieder
Für Ihre Arbeit verwenden Sie gerne Hahnemühle Papier. Welches favorisieren Sie und warum?
Für meine realistischen Arbeiten favorisiere ich Bristol Zeichenpapier. Die besonders glatte Oberfläche ist perfekt, um Farben in Schichten aufzutragen. Ich kann ohne Probleme zehn Schichten übereinander legen, ohne dass das Papier dabei beschädigt wird. Die strukturfreie Oberfläche lässt zudem sehr weiche und fließende Übergänge zu und auch Details lassen sich exakt darstellen.
Sie arbeiten mit Sicherheit schon an vielen neuen Projekten. Können Sie uns vielleicht schon einen kleinen Hinweis geben, was uns erwartet?
Das ist richtig, in meiner Schublade schlummern etwa ein Dutzend neuer Projekte. Manche davon sind noch im Anfangsstadium, andere beinahe fertig. Vom symbolträchtigen Stillleben, über Raumschiff-Kapitänen bis hin zu Prädatoren-Jägern ist alles vertreten.
Wir möchten uns für das interessante Interview mit tollen Einblicken in Ihre Arbeit ganz herzlich bedanken und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und tolle Projekte in Ihrer Karriere!
Falls Sie noch mehr von Silvias Arbeit bestaunen und sie weiterhin verfolgen wollen, schauen Sie doch gerne auf dem Instagram-Kanal und der Website von Silvia vorbei oder besuchen Sie die diesjährige Photopia in Hamburg. Am Hahnemühle Stand in Halle A4 (Booth 210) stellen wir eine Reproduktion der Arnold Schwarzenegger Zeichnung auf Photo Rag Pearl® by Hahnemühle aus.