Eine ungewöhnliche Porträt-Serie der in London lebenden Künstlerin Astrid Schulz ist erneut in Saarbrücken zu sehen. Inspiriert von einer Szene aus der Novelle „Die Töchter Egalias“ der Norwegerin Gerd Mjøen Brantenberg stellt die Fotografin augenzwinkernd gängige gesellschaftliche und fotografische Klischees in Frage. Für ihr Projekt ‚Hairdressers‘ lässt die Fotografin die Protagonisten die stereotypen Geschlechterrollen tauschen: Männer lassen sich im Friseursalon die Haare legen und tragen Lockenwickler auf dem Kopfe und im Bart. Zu sehen ist die Ausstellung anlässlich des Innungstreffens der Friseure und Kosmetiker in der Handwerkskammer des Saarlandes.
Die amüsante Porträt-Serie wirkt eindrucksvoll auf Hahnemühle FineArt Baryta Papier gedruckt mit wunderbar pastelligen und dennoch natürlich wirkende Farben oder knallbunte Bonbontönen. Der charmante Witz der männlichen Models fasziniert und die kontrastierenden, teilweise persiflierenden Muster der Frisierumhänge laden zum Betrachten und Schmunzeln ein. Die 12 Bilder der Serie hat Astrid Schulz gemeinsam mit der Maskenbildnerin Konnie Daniel in London realisiert. ‚Hairdressers‘ ist vom 8.Mai bis 5. Juni 2015 in der Saarbrücker Galerie ‚Sali e Tabacchi‘ zu sehen.
Wann haben Sie Ihre Liebe zur Fotografie entdeckt?
Als Teenager. Ich war 15 als ich zum ersten mal den Wunsch verspürte, Fotografin zu werden. Mit 16 hatte ich dann genug Geld gespart, um mir meine erste Kamera zu kaufen … eine Minolta, geladen mit s/w Filmen.
Mit welchem Projekt gelang Ihnen der Eintritt in den Kunstmarkt?
Mit ‚Food keeps Body & Soul together‘ (Essen hält Leib & Seele zusammen). Eine Porträt-Serie in der die ‚Darsteller‘ mit ihren Lieblingsspeisen bekleidet sind.
Welches fotografische Sujet hat es Ihnen besonders angetan?
Porträts! Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten – ob nun im Studio inszeniert wie in der ‚Hairdresser‘ Serie oder auch in Fotodokumentationen, die ich oft in internationalen Buchpublikation veröffentliche.
Haben Sie ein fotografisches Vorbild?
Viele meiner Lieblingsfotografen sind eher in der Dokumentarfotografie angesiedelt (z.B. Nadav Kander, Sebastiano Salgado, Guy Tillim). Wärend meiner Studienzeit war ich sehr von dem englischen Werbefotografen David Steward geprägt. Ich mochte seinen humorvollen Stil und seine knallbunten Farben. Jedoch haben meine persöhnlichen Arbeiten viele Elemente meiner Zweitkarriere: ich arbeite auch als Kostümbildnerin für Film und TV, was sich besonders in meinen Studiomotiven wiederspiegelt.
Wie beschreiben Sie Ihren fotografischen Stil?
Farbenfroh, plakativ und mit Humor gesegnet.
Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen guten Fotografen/eine gute Fotografin aus?
Für mich sind gute Fotografen/Fotografinnen diejenigen, die mit einer guten Idee beginnen und diese diszipliniert und zielgerichtet verwirklichen. Dabei kommt es mir nicht einmal auf das technische Können an, sondern auf die überzeugende Bildsprache. Technisches Wissen hilft natürlich :).
Welche Rolle spielt die Präsentation Ihrer Fotografien in gedruckter Form?
Heutzutage ist das digitale Bild für viele der erste Einstieg in die fotografische Darstellung. Noch vor 10 Jahren hat man alles ausgedruckt und in Alben präsentiert – zumindest im Kleinformat. Obwohl man alle meine Bilder natürlich auch im Internet bewundern kann, hat das gedruckte Bild einen völlig anderen Stellenwert. Ich gehöre da wohl doch noch zur ‚old-fashioned‘ Generation: Ich ziehe Dinge vor, die man tatsächlich anfassen kann und die in ihrer Größe und in den entspechenden Räumen – also bei einer Ausstellung mit interessiertem Publikum oder bei Lieberhabern der Fotografie zu Hause – erst richtig zur Geltung kommen.
Welches ist Ihr Lieblingspapier von Hahnemühle?
Für meine Dokumentarfotografie gefallen mir die matten FineArt-Papiere am besten, meine Präferenz liegt bei Photo Rag® Bright White und Photo Rag® Ultra Smooth. Für alles andere benutze ich das glänzende FineArt Baryta.
Haben Sie ein fotografisches Wunschmotiv oder Projekt, das Sie gern realisieren würden?
Oh ja, mehrere! Zum einen arbeite ich weiter an einer Porträt-Serie über Menschen, die im kleinen Rahmen Lebensmittel herstellen. Dieses Projekt wurde in Vietnam begonnen, ging dann nach Senegal und nächstes Jahr nach Bolivien. Über mein nächstes Studiothema denke ich noch nach: entweder ‚Die 7 Tugenden‘, oder eine Reihe von ‚erfundenen‘ Filmplakaten.
Vielen Dank. Mehr Fotografien von Astrid Schulz und Beispiele ihrer kostümbildnerischen Arbeiten für Film und TV auf ihrer Webseite. http://astridschulz.com/
Auf Facebook ist ein kurzes ‚Making of‘ der Ausstellungsdrucke von ‚Hairdressers‘ von Kurator und Drucker Jörg Karrenbauer zu sehen.