„Auf Exkursionen und Expeditionen habe ich natürlich immer ein Notizbuch irgendwo in meinem Rucksack oder meiner Tasche. Aber ich habe außerdem immer zusätzlich ein ‚Hahnemühle Travel Booklet‘ zur Hand. Das ist jenen Szenen und Eindrücken vorbehalten, die ich interessant oder wichtig genug finde, um sie in einer raschen Skizze festzuhalten. Solch ein Skizzenheft muss klein und schmal, aber eben auch robust genug sein, um ein paar Wochen in der Hosen- oder Hemdtasche mit herumzureisen. Noch viel wichtiger aber ist: das Papier. Wenn es um die Kolorierung der Skizzen geht, trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Denn es ist ziemlich ärgerlich, wenn die Sammlung an Reiseskizzen schließlich beim Aquarellieren durch das Durchschlagen der Farbe ruiniert werden. Deshalb bin ich letztendlich froh, die ‚Travel Booklets‘ gefunden zu haben – sie sind robust, mit ausgezeichnet-hochwertigem Papier und in genau der richtigen Größe. Tatsächliche gehe ich inzwischen nie auf reisen ohne ein oder zwei von diesen in die Tasche gepackt zu haben“, sagt Jens Notroff, deutscher Archäologe, Künstler und Weltreisender. Lesen Sie mehr von einer seiner Expeditionen, die an Indiana Jones erinnert.
„Skizzieren öffnet … die große Chance die Welt um uns herum auf ganz andere Art wahrzunehmen. Unterwegs, auf Reisen neigen wir allzu oft dazu, unsere Umwelt durch den Sucher der Digitalkamera oder auf dem Displays eines Smartphones zu betrachten, um den einen oder anderen Augenblick auf diese Art festzuhalten. Das Zeichnen allerdings verlangt im Gegensatz dazu wirkliche Beobachtung; man muss sich hier schon die Zeit nehmen, genauer hinzusehen, um eine Szene als Ganzes zu erfassen.
Wenn Sie möchten, werfen wir doch einen kleinen Blick in eines meiner Skizzenbücher von einer Ausgrabungsexpedition, die mich im Herbst 2013 nach Südostanatolien führte:
Während dieser Reise hatte ich Gelegenheit, die Stadt Şanlıurfa – kurz auch Urfa genannt … und in der Antike als Edessa (Mesopotamien) bekannt – zu durchstreifen. Die heutige Metropole atmet vor allem in ihrer pittoresken Altstadt noch immer diese faszinierende orientalische Atmosphäre mit engen Gassen, aufragenden schlanken Türmen und Minaretten, hölzernen Erkern. Das helle und schimmernde Licht, die exotische Architektur und das pulsierende Leben auf der Straße fordern geradezu dazu auf, die Szenerie in einer Zeichnung einzufangen.
Urfas alter Basar auf dem Gelände einer früheren Karawanserei lädt den Besucher ein, dem Straßenlärm zu entfliehen. Im Markt wird man sofort von einer ganz eigenen, lebendigen Atmosphäre gepackt. Geschäftiges Treiben an den Verkaufsständen und gesprächige Verkäufer, verschleierte Frauen schlendern vorüber, die Menschenmasse zieht mich mit. Unversehens gibt plötzlich eine kleine Gasse den Weg in das Herz der alten Wegestation frei, das heutzutage eine kleine Teestube birgt. Neben lokalen Leckereien bietet sie außerdem die willkommene Gelegenheit für ein paar rasche Skizzen bei einem oder zwei Kaffee …
In dieser Art von Straßencafé zu sitzen, bietet den perfekten Augenblick, einen genaueren Blick auf die Menschen um mich herum zu werfen, um all die kleinen lokalen Eigenheiten zu entdecken – ohne dabei wirklich aufdringlich zu wirken. Viel mehr noch als jede Kamera, die hier allzu auffällig wäre, erweisen sich Skizzenbuch und Bleistift einmal mehr als überaus praktisch…
Weitere Skizzen entstehen schließlich aus ganz alltäglichen Situationen auch auf der Ausgrabung selbst. Denn auch die Archäologenarbeit kennt so etwas wie einen ‚Arbeitsalltag‘. Da kommt die eine oder andere Chance zur (Auf-)Zeichnung in meinem Travel Booklet ganz gelegen … wenn ich z.B. beobachten kann, wie weitreichend die Veränderung des Lichts über den Tag unsere Wahrnehmung der Landschaft beeinflussen kann. Oder ich dokumentiere all jene kleinen Arbeitsschritte, die auf so einer Ausgrabung eben den Tag bestimmen. Vom schweren körperlichen Graben selbst bis hin zur Feinarbeit an den Sieben; Zeit für das ein oder andere Arbeiter-Portrait findet sich auch – sehr zum Amüsement der so skizzierten. Manchmal halte ich auch einfach das alltägliche Treiben am Straßenrand fest. Das Spektrum der Motive ist gerade unterwegs, auf Reisen immens; immer wieder gibt es etwas zu entdecken – wenn man sich die Zeit nimmt, hinzuschauen.
Die meisten meiner Skizzen entstehen rasch mit einem Bleistift; mit der nur leichten Andeutung von Licht und Schatten und – falls erforderlich – einer kurzen Notiz bezüglich des Farbspektrums. Die Kolorierung erfolgt dann erst später mit HORADAM Aquarellfarben von Schmincke, wenn ein ruhiger Moment mehr Zeit läßt. Aquarell braucht seine Zeit, um zu trocknen. Geduld ist ein wichtiger Faktor und wie ich zugeben muss manchmal eine echte Herausforderung … “
Übersetzter Auszug aus dem Artikel „From the sketchbook: Travelling Turkey“ (Aus dem Skizzenbuch: Türkei Reise)
Jens Notroff
Archäologe, Künstler und Weltenbummler
Blog: http://lettersfromthefield.com/
Instagram: @jens2go
twitter: https://twitter.com/jens2go
Web: http://about.me/jens.notroff
Flickr: Travel Sketchbook: Turkey, Autumn 2013