Lee Jeffries: Meine Porträts sind Dokumente einer emotionalen Reise

„Die Emotion liegt in den Augen“, erklärt Lee Jeffries, dessen empathische Porträts von Obdachlosen jeden Betrachter berühren. Der humanistische Fotograf kreiert seine Bilder nach langen Gesprächen mit jedem Einzelnen, um einen privilegierten Moment festzuhalten. Im Interview mit Hahnemühle erzählt er, warum seine Porträts gerade im Großformat auf dem neuen Photo Rag® Metallic so eindringlich wirken.

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für Fotografie entdeckt?

Ich bin ein autodidaktischer Fotograf. Ich habe anfangs Produktfotos in einem Fahrradgeschäft gemacht. Meine „Erleuchtung“ kam mir im April 2008, als ich am Abend vor dem London Marathon ein obdachloses Mädchen fotografierte. Sie hatte mich zur Rede gestellt und mich aufgefordert mich zu entschuldigen. Daraus entstand ein Gespräch, das nicht nur meinen Ansatz in der Fotografie veränderte, sondern mein Leben.

Zu dieser Zeit war ich auch in Rom unterwegs, um einen Rosenkranz für die sterbende Mutter eines Freundes im Vatikan segnen zu lassen. Das war wahrscheinlich eine der ersten völlig selbstlosen Taten meines Lebens. Diese Erfahrung hatte einen großen Einfluss darauf wie ich Menschen, Bilder und auch Fotos heute wahrnehme. Ein Teil dieser Erfahrung hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin – sowohl künstlerisch als auch menschlich.

Liebe auf einem ganz anderen Level zu spüren, hat letztendlich bei mir zu längeren Perioden von Einsamkeit geführt. Ich fing an, auf die Straße zu gehen, um dort Zuflucht zu finden. Denn wenn ich obdachlose Menschen treffen, erkenne ich genau diese Einsamkeit auch in ihren Augen. Oft ist das der Beginn einer Beziehung. Während meiner Karriere hatte ich immer die Mission, zu sensibilisieren und Spenden für Obdachlose zu sammeln.

Meine Arbeit zeigt Menschen, die auf der Straße leben aus dem Vereinigten Königreich, Europa und den USA. Ich haben sie in ihrem harten Leben eine Zeit lang begleitet und kennengerlernt. So eine Art von Beziehung ermöglicht es mir, eine Intimität und intensive Authentizität in meinen Porträts einzufangen. Meine Bilder sehe ich dann als das finale Ergebnis einer Reise – als Akt des Abschiednehmens.

Was ist Ihre Lieblingsgenre?

Ich bin in erster Linie ein Portraitfotograf. Auch wenn man einige Aufnahmen aus der Streetfotografie oder Peoplefotografie in meinem Portfolio findet. Es ist das Kreieren von Beziehungen, was ich hauptsächlich mache und meine Fotos sind – einfach gesagt – ein Dokument einer emotionalen Reise.

Welches Ihrer Projekte hat die Tür zum Künstlermarkt geöffnet?

Ich tue was ich tue aus persönlichen Gründen, als eine Art Gegenpol für mein Verständnis von Einsamkeit. Diese Einsamkeit ist bis heute die Motivation für meine Kunst. Vor diesem Hintergrund wurde sehr schnell deutlich, dass meine Fotos die Kraft haben, andere Menschen auf emotionale Art und Weise zu berühren. Die Menschen können sowohl die Authentizität als auch die metaphysischen Elemente und Spiritualität fühlen. Die Fotos kreierten ihren eigenen Markt. Wer auch immer du bist und woher auch immer du kommst, als Mensch möchtest du fühlen und genau das lösen meine Fotos aus.

Wie würden Sie Ihren fotografischen Stil beschreiben?

Der erste Ausflug nach Rom hatte einen großen Einfluss auf meinen Stil. Ich erinnere mich daran mit Tränen in den Augen durch die Korridore des Vatikans zu laufen, um den Rosenkranz dort im Laden zu kaufen. Die wunderschönen römischen Skulpturen und die unglaublich verzaubernden Kunstwerke der Renaissance sind bis heute in meinem Herzen. Meine Bilder zeigen oftmals die grausame Realität, aber ich hoffe dennoch, dass mein Stil die Kultiviertheit meiner Porträtierten zeigt.

Wie wichtig ist Ihnen die gedruckte Präsentation Ihrer Kunstwerke?

Sehr wichtig. Dafür lebe ich. Meine Bilder gedruckt zu sehen, ist unglaublich erfüllend. Ich bin immer noch sprachlos, wenn ich durch eine meiner zahlreichen Ausstellungen gehe, über die ich sehr glücklich bin. Wenn die eigenen Bilder, die du schon so oft gesehen hast, dich immer noch berühren, dann weißt du, dass sie etwas ganz Besonderes sind. Oft stehe ich auch in einer Ecke und beobachte die Reaktionen anderer. Es ist unglaublich solch ein Staunen zu beobachten. Wir leben in einem digitalen Zeitalter, aber nichts kann das Gefühl eines gedruckten Bildes direkt vor einem ersetzen.

Welches ist Ihr Lieblingspapier von Hahnemühle und warum?

Ich nutze Photo Rag^® Ultra Smooth, Photo Rag^® Bright White und das neue Photo Rag^® Metallic. Jedes Papier gibt mir und meinen Kunden etwas anderes. Das Photo Rag^® Bright White zum Beispiel produziert ein herrlich mattes Finish auf meinen Bildern. Es ist aber das tiefe Schwarz, durch das dieses Papier meine Fotos auf das nächste Level hebt. Die Fotos haben eine unglaubliche Leichtigkeit, die optisch gleichzeitig üppig und samtig wirkt. Ich liebe diese Raffinesse. Das Photo Rag® Metallic zeichnet sich durch die Highlights aus. Das Schimmern der Weißen auf meinen Schwarz-Weiß-Fotografien ist atemberaubend.

Drucken Sie auf Hahnemühle-Papier für Ausstellungen und Sammler? Welches Feedback bekommen Sie?

Vor kurzem habe ich die Produktion meiner großformatigen Schwarz-Weiß-Drucke für Ausstellungen und Sammler von Photo Rag^® Bright White auf Photo Rag^® Metallic umgestellt und vertraue bei größeren Formaten einem Hahnemühle Certified Studio, Klein Imaging, in Manchester. Die leisten großartige Arbeit und das Feedback, das ich bekomme, ist einstimmig positiv. Hollywood Stars, wie Josh Brolin und Channing Tatum haben jeweils ein Werk von mir gekauft und lieben den Wow-Faktor. Sie lieben die Robustheit und die Langlebigkeit des Papiers, was essentiell für limitierte Drucke ist.

Woran arbeiten Sie momentan?

Ich habe kürzlich eine Kickstarter-Kampagne beendet für mein erstes selbstveröffentlichtes Buch mit dem Titel „Lee Jeffries: Portraits“. Es ist ein 240-seitiges, Hardcover Coffee Table Book. Die Porträts darin sind ergänzt um ausgewählte Geschichten über mich, meine Gefühle und das Leben der Menschen, die ich getroffen habe. Das Vorwort und die Einleitung sind von Josh Brolin verfasst, der ein sehr großer Fan meiner Arbeit ist. Jetzt zur Weihnachtszeit 2019 ist das Buch erhältlich.