Interview mit Manuello Paganelli für die photokina 2018. Wir freuen uns, eines seiner eindringlichen ‚Rumänien‘-Bilder auf unserem Messestand Halle 3.1 zu zeigen: mit Film aufgenommen und auf das perfekt abgestimmte Photo Rag® Barytpapier gedruckt. Paganellis Bilder stehen in der Tradition von Cartier-Bresson, Robert Frank und Ansel Adams, dem großen US-amerikanischen Landschaftsfotografen. Was beide Fotografen gemeinsam haben, lesen Sie hier.
Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für Fotografie entdeckt?
Die Fotografie kam auf sehr unschuldige Weise zu mir, als ich während meiner Universitätszeit in Tennessee, USA, Arzt werden wollte. Gegen Ende des Studiums entschied ich jedoch, dass ich überhaupt kein Arzt sein wollte. Natürlich waren meine Eltern nicht gerade glücklich mit dieser Entscheidung, da sie ja das Studium bezahlten. Aber ich war eben auch nicht glücklich …
Kurze Zeit später kaufte ich eine Canon F-1 Kamera als Hobby. Ich wusste vor diesem Moment nichts über Fotografie. Sobald ich die Kamera gekauft hatte, wollte ich mehr über Fotografie lernen. Ich bin zu einigen Buchhandlungen gefahren, um Fotomagazine zu kaufen. Eines dieser Magazine hieß ‚Darkroom‘ (Dunkelkammer) und hatte Ansel Adams auf dem Cover. Ich habe gelesen, dass er als klassischer Pianist ausgebildet wurde, was seine Eltern wollten. Als ich das über Ansel las, hatte ich das Gefühl, jemanden gefunden zu haben, der wie ich eine Entscheidung über seine berufliche Laufbahn getroffen hatte. Zwei Tage später rief ich die Auskunft an und sie gaben mir seine Telefonnummer. Keine Minute verging und ich hatte Adams am Telefon, der zu dieser Zeit in Carmel-by-the-Sea in Nordkalifornien wohnte. Das war unsere erste Unterhaltung von vielen weiteren und der glücklichste Moment meines Lebens; an diesem Tag wurde er mein Freund, Lehrer und Mentor bis er 1984 verstarb.
Was ist Ihr Lieblingsgenre in der Fotografie?
Die meisten Menschen sind überrascht, wenn sie herausfinden, dass ich kein Landschaftsfotograf bin, so wie es Ansel Adams war. Nachdem ich mit ihm einige Projekte abgeschlossen hatte, erkannte er, dass ich hauptsächlich dazu in der Lage war, das alltägliche Leben um mich herum und die menschlichen Emotionen darin einzufangen. Es hat etwas sehr kraftvolles, wenn wir als Fotografen die Gesichter von Menschen im Alltag erfassen können. Wir können in fremde Länder reisen und haben das Privileg, die Lebensstile, das Glück, die Mühen und Nöte verschiedener Kulturen zu zeigen.
Wofür schlägt Ihr Herz: analoge oder digitale Fotografie?
Alles hängt von den Projekten ab, an denen ich arbeite. Für die meisten Zeitschriften oder kommerziellen Kunden fotografiere ich mit meinen Leica M10 Digitalkameras. Der Farbraum, der heute von Digitalkameras abgebildet wird, geht weit über das hinaus, was in der Vergangenheit mit herkömmlichen Dias oder Farbfilmen erreicht werden konnte. Sobald das Foto aufgenommen wurde, gibt es eine feine Grenze, bei der das Talent in den Hintergrund tritt und die Technologie die Oberhand gewinnt. Und mit der digitalen Bildbearbeitung in Photoshop oder anderen Programmen kann das Bild zu einem Meisterwerk werden.
Wenn ich an meinen persönlichen Projekten oder meinen FineArt Bildern arbeite, bevorzuge ich Schwarz-Weiß-Filme. Ich versuche, wenn ich Zeit habe, meine eigenen Bilder in traditioneller Weise so zu entwickeln, wie ich es von Ansel gelernt habe. Das Magische der Filmfotografie ist die Unverfälschtheit. Es wird alles im gleichen Licht gezeigt, wie in dem Moment, in dem das Negativ belichtet wurde.
Heute, mehr als je zuvor, müssen wir in der redaktionellen und fotojournalistischen Welt vorsichtig sein. Es kommt darauf an, wie wir unsere Welt dokumentieren und unsere Fotos präsentieren, so dass ihre ursprüngliche Intention nicht entwertet wird. Wir möchten, dass unsere Bilder die Aufmerksamkeit anderer erlangen, damit sie jeden Tag aufklären und auf Missstände hinweisen. Ein originelles, kraftvolles Foto wird in jedem Land und in jeder Sprache verstanden.
Wen es interessiert: Ich fotografiere mit Kodak T-MAX 400 auf meinen Leicas, Hasselblads, Holgas und einer Horseman VH-R Kamera.
Wie würden Sie Ihren Weg von der analogen zur digitalen Fotografie beschreiben?
Ich habe eine Weile gebraucht, um Dias und Farbfilme aufzugeben. Alles begann im Jahr 2003. Ich hatte große Angst, dass alles, was ich fotografiert hatte, auf der winzigen Speicherkarte irgendwie verschwinden könnte. Bei Film wissen wir, was physisch da ist, und wir können es sehen. Aus diesem Grund habe ich hauptsächlich Filme fotografiert und digital als Backup. Mit der Zeit, als mehr Magazin-Kunden die Ergebnisse eines Shootings sofort sehen wollten, wurde mir die Einfachheit und Geschwindigkeit der digitalen Fotografie immer vertrauter und ich habe mich in sie verliebt. Die digitale Fotografie ist angetreten, um zu bleiben und jeder Künstler oder Fotograf muss sie beherrschen.
Wenn ich meine Foto-Workshops in Kuba, Rumänien oder anderen Teilen der Welt mache, ermutige ich meine Teilnehmer, mit allem zu fotografieren, was ihnen gefällt. Wenn sie sich nicht sicher sind, berate ich sie. Einige fotografieren die meiste Zeit mit ihren Smartphones oder iPads. Ich sage ihnen, dass es auf der Reise wichtig ist, die richtige Ausrüstung zu haben. Aber es ist wirklich egal, ob sie ein tolles Bild mit der teuersten Kamera oder mit einer Plastikkamera wie einer Holga machen, die 30,00 $ oder weniger kostet.
Sie wollen mehr von Manuello Paganellis Arbeiten sehen? Besuchen Sie seine Webseite https://www.manuellopaganelli.com, seinen Instagram Account oder die Weston Gallery, die auch Bilder seines Mentors Ansel Adams repräsentiert.
Wir präsentieren eines seiner Bilder vom 26.-29. September 2018 auf unserem photokina-Stand in Halle 3.1. Kommen Sie vorbei!