Kennst Du das: Du stehst staunend vor dem Regal mit all den schönen Künstlerpapieren im Fachhandel oder stöberst bei Online-Händlern und fragst Dich, welches Papier Dir wohl liegt? Welche Papierstruktur passt zu Deinem Motiv? Was ist der Unterschied zwischen Echt-Bütten und Aquarellpapieren? Was charakterisiert die verschiedenen Oberflächen? Welche Grammatur sollte Dein Malpapier haben?
Diese Fragen beantworten wir Dir in mehreren Artikeln hier auf unserem Blog. Denn wir sind Künstlerpapier-Experten und stellen nach erprobten Rezepturen mit erstklassigen Rohstoffen Künstlerpapiere für höchste Ansprüche her – und das seit mehr als 400 Jahren. Unsere Produkte tragen daher zu Recht das Qualitätssiegel „Marke des Jahrhunderts“.
Aber warum ist Papier eigentlich so immens wichtig für das Gelingen Deines Kunstwerkes? Bevor wir in die Details gehen, wollen wir diese Frage klären. Auf manchem Papier leuchten auch tolle Farben nicht, Wasser und Farben bilden Pfützen, Pinsel leiden und Deine künstlerische Idee lässt sich schwer umsetzen. Das sagen uns auch immer wieder Künstler, die als Dozenten Workshops oder Malreisen veranstalten. Hochwertige Materialien haben ihren Preis, das ist richtig, sie ersparen aber bittere Enttäuschungen und lassen auch Anfänger ihr Talent erforschen.
Wir laden Dich ein, mit uns „Hahnemühles fabelhafte Welt der Papiere“ zu erkunden. In Teil 1 der Artikel-Serie erklären wir die Herstellungsverfahren von Echt-Bütten und Aquarellpapieren.
In weiteren Artikeln klären wir die Fragen „Woraus bestehen Künstlerpapiere, welche Oberflächen gibt es und welche Eigenschaften sind wichtig?“ Freu Dich auf Wissens- und Sehenswertes, denn diese Artikel-Serie haben wir zusammen mit der Aquarellistin Alona Hryn geschrieben, die fleißig unsere Papier getestet und bemalt hat.
Tipp: Spare nicht bei Künstlerpapieren, Pinseln und Farben! Hochwertige Materialien haben ihren Preis, ersparen aber Enttäuschungen, sind lange haltbar und geben einem fertigen Kunstwerk die wertige Note.
Teil 1 – Wie werden Künstlerpapiere hergestellt? Echt-Bütten vs. Aquarellpapier
Grundsätzlich unterscheiden sich Künstlerpapiere nach den Rohstoffen und der Herstellungsmethode. Beides hat Auswirkungen auf die Maleigenschaften. Nach der Herstellung wird bei der Einteilung in Echt-Bütten und Aquarellpapiere unterschieden. Hier erfährst Du alles über deren Produktion auf der Rundsieb- bzw. der Langsiebpapiermaschine.
Wie entstehen Echt-Bütten Papiere?
Dieses Verfahren ist dem traditionellen Handschöpfen von Papier ähnlich und bringt das wertvollste Papier hervor. Nur auf einer Rundsiebpapiermaschine hergestellte Papiere dürfen das Attribut „Echt-Bütten“ überhaupt tragen. Es gibt die Papiere auch mit Wasserzeichen und den typischen, unregelmäßigen Büttenrändern als bekannte Qualitätsmerkmale.
Die traditionelle Papierherstellung auf der Rundsiebpapiermaschine beginnt in der Bütte, einem Bottich, in dem sich ein rundes Sieb dreht. In der Bütte sind bei Hahnemühle reines Quellwasser und Papierfasern sowie ein paar weitere natürliche Zutaten stark verdünnt vermischt. Die Fasern sind entweder Hadern (Baumwollfasern) oder Zellstoffe. Dazu mehr im Artikel „Rohstoffe und Eigenschaften von Künstlerpapier“.
In der Bütte dreht sich ein runder Zylinder, der ein großes rundes Sieb ist, langsam und gleichmäßig. Auf dem Scheitelpunkt des Siebzylinders wird das Papier „geboren“: Die Papierfasern legen sich dort ungeordnet ab und verbinden sich zu einem nassen Papiervlies. Das Wasser fließt durch den großen Siebzylinder ab. Das frische Papier wird von Filzen übernommen. Die Filze transportieren das Papier weiter in die Papiermaschine, geben ihm auf der Ober- und Unterseite die Oberfläche, die laut Sorte gewünscht ist und entwässern das Papier.
Auf dem Rundsiebzylinder können Wasserzeichen aufgebracht sein oder Begrenzungen für Echt-Bütten Papier, das in Bögen hergestellt wird. Beide werden mit Kupferdraht auf den Siebzylinder aufgenäht. Bei beiden lagern sich an dieser erhabenen Stelle auf dem Sieb weniger Fasern ab. Das Papier ist dort dünner, Licht kann durchscheinen (beim Wasserzeichen) oder das Papier kann an dieser Stelle gerissen werden. So kann auch ein maschinengeschöpftes Papier mit vier echten Büttenrändern hergestellt werden. Wie das geht? An den Reißlinien ist das Papier dünner. Durch verschiedene Vorschubgeschwindigkeiten wird das noch feuchte Papier in der Maschine an der dünneren Stelle gerissen. Neben Bögen können aber auch Rollen auf der Rundsiebmaschine der Hahnemühle hergestellt werden. Dieses Echt-Bütten Papier von der Rolle wird später geschnitten und in verschiedenen Künstlerformaten zu Malblöcken verarbeitet.
Die Maschinengeschwindigkeit der Rundsiebpapiermaschine ist mit nur 4 bis 15 m/min vergleichsweise langsam. Aber diese traditionelle Herstellung mit Manufakturcharakter stellt sicher, dass die hohen Qualitätsanforderungen an das Echt-Bütten Papier eingehalten werden. Auf der Rundsiebpapiermaschine können Papiere mit Grammaturen zwischen 80 und 600 g/qm gefertigt werden – ganz dünne bis sehr stabile Künstlerpapiere – vom leichten Ingrespapier bis zum schweren Aquarellkarton Leonardo oder The Collection Watercolour 640.
Tipp: Die Echt-Bütten Papiere der Hahnemühle erkennst Du am orangeroten Cover der Blöcke oder Etiketten. Auf Echt-Bütten Papieren „fließen“ später die Farben herrlich frei und inspirierend auf Grund der ungeordneten Fasern.
Wie entstehen Aquarellpapiere?
Diese Papiere entstehen auf der Langsiebpapiermaschine. Charakteristisch für dieses Herstellungsverfahren: alle Fasern lagern sich in der Laufrichtung der Maschine ab. Das Fließverhalten der Aquarellfarben auf diesem Papier ist gut vorherzusehen und zu beeinflussen.
Herzstück der Langsiebpapiermaschine ist ein endlos umlaufendes flaches Kunststoffsieb. Das Gemisch aus Quellwasser und Papierfasern fließt gleichmäßig darauf. Das Wasser läuft durch das Sieb ab, die Papierfasern lagern sich in Laufrichtung der Maschine ab und verbinden sich auf dem Sieb zum Papier. Auch in der Langsiebpapiermaschine übernehmen dann Filze den weiteren Transport durch die Maschine. Die Papierbahn läuft zwischen zwei Filzen über dampfbeheizte Walzen. Die Papierbahn wird getrocknet und gepresst. Die Filze der Hahnemühle markieren mit ihrer charakteristischen Struktur die Oberfläche der Papiere.
Wichtig: Die Filzmarkierung der Papiere entsteht bei Hahnemühle im Produktionsprozess. Achte immer auf dieses Merkmal echter Künstlerpapiere, es garantiert den Manufakturcharakter! Aquarellpapiere, die im Gegensatz dazu nach der Produktion erst geprägt werden, wirken oft minderwertig.
Alle Papiere von der Langsiebpapiermaschine werden schonend getrocknet und geglättet, kontinuierlich überprüft und anschließend aufgewickelt. Die Papiermaschine läuft mit einer Geschwindigkeit bis zu 105 m/min. Auf der Langsiebpapiermaschine der Hahnemühle entstehen neben Künstlerpapieren auch Filtrierpapiere und hochreine Rohpapiere für den Einsatz in der Medizin oder Industrie.
Tipp: Achte beim Kauf auf die Angabe Rohstoffe wie 100 % Hadern und der Papieroberfläche – matt, rau oder satiniert! Lies mehr dazu im zweiten Artikel „Hahnemühles fabelhafte Welt der Papiere – Teil 2: Rohstoffe und Eigenschaften“ sowie im Teil 3 „Oberflächen von Künstlerpapieren“!
Ein guter Artikel, denn das Papier macht den Unterschied, Sagt Ihr bitte auch noch etwas zur Herstellung der verschiedenen Oberflächen (rau,matt, … satiniert).
Beste Grüße von der sonnigen Ostsee
Frank Koebsch
P.S. meine Lieblingspapiere sind Leonardo matt und Cornwal rau 😉
Lieber Frank Koebsch,
im 3. Teil unserer Serie wird es um die Oberflächen gehen. Der Beitrag wird am 9.4.2020 veröffentlicht. Im 2. Teil wird es um die Rohstoffe der Papierherstellung gehen. Klicken Sie wieder rein.
Ihr Hahnemühle Team
Hallo Frau Scheerbarth,
danke für die Info. ich freue mich auf die nächsten Veröffentlichungen.
Beste Grüße
Frank Koebsch