Papiere, Stifte, Pinsel, verschiedene Farben, Skalpelle, Spritzen und Software nutzt Tobias Sylvester Vierneisel für seine Papierkunst. Er ist Designer, Künstler und Erfinder der Dotting Illustrationstechnik. Sein Blog heißt ‚Farbtunnel‘ und aus diesem stammt der folgende Gastbeitrag. Die meisten seiner Kunstwerke entstehen analog. Im folgenden Artikel beschreibt er eine kreative Kombination von traditionellen und digitalen Techniken. Im Artikel schwört Tobias Sylvester Vierneisel auf verschiedene Hahnemühle Künstlerpapiere: für den Entstehungsprozess auf Burgund Aquarellpapier und für das fertige Kunstwerk auf Acrylpapier. Lesen Sie mehr über die spannende ‚Fusion‘ von Techniken und Papieren.
Von Tobias Sylvester Vierneisel
Female Body Remixed_2 ist eine aktuelle Acryl- und Tuschearbeit (70 x 100 cm), die auf Basis einer Bleistift-Zeichnung aus dem Jahr 2002 entstanden ist. Die Zeichnung Female Body 01 entstand damals durch einen schnellen schwunghaften Strich, über welchen ich die Schatten und Muskeln von verschiedenen Körperdarstellungen erfasste. Aus diesen Strichen entwickelte ich eine panzerartige Struktur, so dass von der eigentlichen Person oder dem Objekt nur noch die Körperhaltung übrigblieb. Verschiedene Arbeiten dieser Art sind damals entstanden, aber nur eine habe ich weiterverarbeitet.
2015 entstand die Idee zu meiner Papierkunst. Dafür digitalisierte ich die Arbeit Female Body 01. Die groben Flächen wurden mit Pauspapier erfasst, gescannt und dann vektorisiert. Auch die Netzstruktur wurde auf analogem Weg erzeugt und dann vektorisiert, um die beiden Flächen (Female Body und Netzstruktur) digital zu kombinieren.
Diese digitale Version von 2015 habe ich auf eine große Fläche übertragen und für die Stencil-Technik (Rausschneiden der schwarzen Flächen) als Schablone erzeugt – ein extrem aufwändiger Schritt. Eine Stencil-Schablone wird durch das Bearbeiten mit Farbe und Farbrolle oder durch Sprühfarbe stark beansprucht, so dass das Papier oder der Karton sich oft verformt oder sich die Fasern auflösen. Um die Haltbarkeit des hier erzeugten Stencils zu erhöhen, kam das Burgund Aquarellpapier von Hahnemühle zum Einsatz. Selbst nach mehrfacher Nutzung ist die Stencil-Schablone noch einsetzbar.
Die Grundstruktur des neuen Kunstwerkes wurde dann in Acrylfarbe mit einer Rolle auf Acrylpapier übertragen und anschließend mit einem eigens entwickelten Farbauftrag mit ineinanderfließenden Farbflächen versehen. Zum Einsatz kam der Acrylmalkarton 360 g/m² von Hahnemühle, der den speziellen Farbauftrag gut aufnimmt und für maximale Farbbrillanz sorgt. Die Farbflächen weisen durch die Art des Auftrags kleine getrocknete Farbbläschen auf, die meiner Papierkunst Struktur geben. Diese Version musste erst einmal einige Wochen ruhen, bis ich die finale Ergänzung fand, die aus meiner Sicht noch fehlte. Die schwarzen ausgefranzten Halbovale um den Körper erzeugen eine angedeutete Räumlichkeit und Bewegung; dienen in meinen Augen der Vollendung der Gesamtkomposition.
Das für mich Besondere in dieser Arbeit ist der mehrfache Wechsel zwischen analog und digital. Dabei sehe ich das Digitale nie als die Alternative zum Analogen, sondern als eine Erweiterung der Möglichkeiten. Meine persönliche Meinung ist, dass die Digitalisierung niemals das Verhalten von unterschiedlichen flüssigen Farben und deren Verarbeitungsmöglichkeiten 1:1 nachbilden kann. Faktoren wie der Untergrund, sein Verhalten bei großer Feuchtigkeit (sehr nasser Farbe), die Art des Farbauftrags, Körpereinsatz und damit Bewegung sind digital nicht nachstellbar. Die relevante und künstlerische Basis wird durch das Analoge erzeugt und verleiht der Arbeit eine persönliche und emotionale Wirkung.
Mehr von Designer, Künstler und Erfinder Tobias Sylvester Vierneisel finden Sie auf seinem Blog ‚Farbtunnel‘.
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