Wir setzen unsere kleine Enzyklopädie „Hahnemühles fabelhafte Welt der Papiere“ fort und erläutern Dir im zweiten Teil die Rohstoffe und wichtigsten Parameter von Künstlerpapieren. Nachdem Du die Herstellungsverfahren und die Unterscheidung in Echt-Bütten und Aquarellpapiere kennst, erfährst Du nun, woraus Papier besteht und für welche Eigenschaften des Papiers die Rohstoffe verantwortlich sind. Das ist wichtig, um die Qualität und Eignung von Papieren beurteilen zu können.
Aus welchen Rohstoffen bestehen Künstlerpapiere?
Baumwollfasern/Hadern: Alle Baumwollpapieren der Hahnemühle sind mit einem kleinen Logo gekennzeichnet, das eine Baumwollpflanze symbolisiert. Außerdem stehen die Begriffe 100% Hadern oder 100% Cotton oder Rag auf dem Etikett. Das Wort Hadern ist der alte Begriff für textile Fasern, aus denen früher Papier hergestellt wurde – bis im Jahr 1843 Zellulose (Holzfasern) als Papierrohstoff entdeckt wurde.
Es war also üblich, alte Textilien zu Fasern zu zermahlen – den so genannten Hadern. Heute sind anstelle der Hadern jedoch Linters getreten. Das sind kurze, wertvolle Fasern an den Samenkapseln der Baumwolle. Wir verarbeiten diese Fasern, die Nebenprodukte der Textil- und Ölindustrie sind. Für unser Papier wird keine Baumwolle extra angepflanzt.
Tipp: Papier aus Baumwollfasern ist weich und höchst alterungsbeständig. Auf Grund des wertvollen Rohstoffs solltest Du dieses Papier für Kunstwerke wählen, die du verkaufen oder ausstellen möchtest.
Zellulose: Zellstoffe, die für Hahnemühle Künstlerpapiere eingesetzt werden, sind hochreine Alpha-Zellulosen. Die Fasern stammen von Laub- und Nadelbaumarten. Alle Rohstoffe sind aus zertifiziertem, nachhaltigem Anbau und werden schonend gebleicht. Die Bleiche ist nötig, damit der Holzfarbstoff Lignin entfernt wird und das Papier nicht vergilbt. Unsere weltweit vertretenen Lieferanten sind zertifiziert. Die Rohstoffe tragen die Siegel des Forrest Stewardship Council (FSC) oder TCF bzw. ECF für die chlorfreie Bleiche, die ohne umweltschädliche Chlorverbindungen funktioniert.
Wasser: Wir nutzen seit dem Gründungsjahr unserer Papiermanufaktur im Jahr 1584 reines Quellwasser aus dem Solling für die Produktion unserer hochwertigen Papiere. Das ist Wasser in Trinkwasserqualität. Die Verfügbarkeit des Wassers war vor mehr als vier Jahrhunderten der wichtigste Grund für die Ansiedlung der Hahnemühle im südlichen Niedersachsen und weil wir das reine, weiche Quellwasser bis heute nutzen, produzieren wir noch immer an diesem Standort. Unser Quellwasser kommt aus artesischen Brunnen und hat eine stets gleichbleibende Qualität. Es muss im Gegensatz zu Flusswasser nicht chemisch aufbereitet werden. Ein Großteil des Wassers wird im Produktionskreislauf aufgefangen und wieder eingesetzt. Unser Abwasser ist nicht mit Schadstoffen belastet und wird ebenfalls ohne chemische Nachbehandlung in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt.
Außerdem geben wir ins Künstlerpapier Leim, Kreide und Stärke. Was diese so genannten Zusatzstoffe bewirken, erklären wir hier anhand der Produkteigenschaften, die Du auf den Etiketten oder in den Produktbeschreibungen unserer Papiere im Internet findest.
- „in der Masse geleimt“ oder „oberflächengeleimt“
- „säurefrei“
- „alterunsgbeständig“
- „naturweiß“ oder „weiß“
Die Leimung des Papiers bindet die Fasern (Baumwoll- oder Zellstofffasern) und macht das Papier bemalbar. Hahnemühle setzt ausschließlich synthetische Leime ein. Wir waren die erste deutsche Künstlerpapiermanufaktur, die synthetische Leime einsetzte und das konsequent seit den 1960er Jahren.
Tipp: Alle Hahnemühle Papiere sind vegan. In Hahnemühle Papieren findest Du weder tierischen Leim noch andere tierische oder genmodifizierten Zutaten. Unsere „Konformitätsbescheinigung“ bestätigt das.
Es gibt zwei Arten der Leimung: die Masseleimung und die Oberflächenleimung. Bei der Masseleimung kommt der Leim bereits als „Zutat“ in das Papier. Bei der Oberflächenleimung wird der Leim hingegen auf die bereits getrocknete Papieroberfläche maschinell aufgetragen. Den Unterschied merkst Du beim Korrigieren und Verwenden von Klebeband. Bei oberflächengeleimten Papieren lässt sich aufgetragene Farbe mit einem feuchten, sauberen Tuch oder Pinsel wieder abnehmen. Klebeband ist einfach abzuziehen.
Stärke kommt als so genannter Hilfsstoff ins Papier. Sie gibt dem Papier die gewünschte Festigkeit.
Kreide (Kalziumcarbonat) ist der „chemische Puffer“ im Papier und füllt die Räume zwischen den Papierfasern. Alle Papiere haben einen ph-Wert > 8. Sie sind also basisch (also säurefrei) und so gegen Einflüsse, die das Papier altern lassen, bestens geschützt. Die Eigenschaften „säurefrei“ und „alterungsbeständig“ sind zwei wichtige Attribute für erstklassige und vor allem lange haltbare Künstlerpapiere. Hahnemühle Papiere sind mit diesen Eigenschaften in der höchsten Lebensdauerklasse für Papiere klassifiziert, so dass Du oder Käufer Deiner Kunst lange Freude daran haben.
Und zu guter Letzt reden wir noch über die Farbe von Papier. Sicher ist Dir schon einmal aufgefallen, dass weißes Papier unterschiedlich weiß sein kann. Es gibt harte Weißtöne, cremige Weißtöne, gelbliche Weißtöne …
Wir unterscheiden unsere Künstlerpapiere in „naturweiß“ oder „weiß“. Naturweiß ist etwas wärmer als weiß. Die Wahl des Weißtons ist Deinem Geschmack überlassen. Generell kann man sagen, dass ein helleres Papierweiß die Farben eines Kunstwerks mehr strahlen lässt. Ein wärmerer Papierton sorgt für weichere Kontraste.
Tipp: Probiere verschiedene Hahnemühle Aquarellpapiere in unterschiedlichen Grammaturen, Strukturen, Weißtönen und Oberflächen! Hahnemühle Watercolour Selection heißt unser Block mit insgesamt 14 Echt-Bütten Papieren und Aquarellpapieren zum Testen. Außerdem findest Du im Fachhandel Musterkarten. Frag‘ danach!
Hallo liebes Hahnemühleteam,
ich freue mich, dass Ihr das Thema fortsetzt. Besonders interessant war für mich das Thema der Leimung, da sie aus meiner Sicht die Eigenschaften des Papiers wesentlich beeinflusst. Ihr habt geschrieben: „Bei oberflächengeleimten Papieren lässt sich aufgetragene Farbe mit einem feuchten, sauberen Tuch oder Pinsel wieder abnehmen. Klebeband ist einfach abzuziehen.“ Nun, dieses würde ich so nicht unterschreiben. Bei einem Leonardo rau, einem oberflächengeleimten Papier, sinkt die Farbe in die Papieroberfläche ein lässt sich kaum mit einem Pinsel oder Tuch wieder abnehmen. Ich würde das Abnehmen von Farbe eher einem satinierten Papier zu ordnen. Hier liegen die Pigmente auf der „glatten“ Oberfläche des Papier, erzeuge deshalb eine höhere Farbbrillanz und sind leichter anlösbar. Wie seht Ihr den Zusammenhang Oberflächenleimung und die Eigenschaften der Oberflächen rau, matt, satiniert?
Beste Grüße und bleibt gesund
Frank Koebsch
Lieber Herr Koebsch,
vielen Dank für Ihren Kommentar zum Thema „Leimung“. Wir finden es toll, dass Sie sich so eingehend mit unseren Papieren beschäftigen und die Blog-Beiträge unserer Serie verfolgen.
Jeder Künstler empfindet das Korrekturverhalten und die Klebeband-Eigenschaften der Papiere anders – es richtet sich nach der eigenen Malweise und den verwendeten Materialien wie Farben und Klebeband. Wir testen unsere Papiere mit Künstlern und natürlich im eigenen Labor und geben allgemeine Empfehlungen und Einschätzungen.
Die Oberflächenstruktur ist eher unabhängig vom Abheben der Farben zu betrachten. Welches Papier einem da besser liegt, ist Geschmackssache.
Generell haben Sie recht, dass satinierte Papiere in der Oberfläche durch die Heißpressung verhältnismäßig geschlossen sind. Das wirkt sich auf die Korrigierfähigkeit, die Farbbrillanz und die Klebebandfestigkeit aus. Wem diese Eigenschaften wichtig sind, kann diese Papier wählen.
Mehr zum Thema Oberflächen erklären wir im dritten Teil unsere Serie „Hahnemühles fabelhafte Welt der Papiere“. Er wird diese Woche veröffentlicht.
Bleiben auch Sie gesund!
Ihr Hahnemühle Team
Hallo FRau Scheerbarth,
danke für Ihre Antwort. Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest.
Beste Grüße von der sonnigen Ostsee
Frank Koebsch