Ich bin gebürtige Ludwigshafenerin, die seit sechs Jahren in Siegburg/Bonn lebt und arbeitet. Begonnen mit der Malerei habe ich im September 2013 in einem Kurs der Volkshochschule Rhein-Sieg. Bisher habe ich meine Malerei eigentlich immer nur auf das jeweilige Semester, das zweimal jährlich für zwölf Wochen – einmal die Woche für zwei Stunden stattfindet – beschränkt. Mal von der knappen Zeit am Abend oder am Wochenende abgesehen, scheue ich mich oftmals, die erste Farbe tatsächlich auf das Papier zu bringen. Zwischen der Vorstellung des Motivs in meinem Kopf und dem, was ich dann unmittelbar umsetzen werde, liegt für mich manchmal eine regelrechte Hürde. Eine wohl selbst anerzogene Barriere in meinem Kopf.
Bei meinem Bild „Mannheimer Wasserturm“ war es jedoch irgendwie anders. Erstaunlicherweise ist mir dieses Bild relativ schnell und gut von der Hand gegangen. Die Fotografievorlage zu meinem Bild entstand Anfang Dezember 2014, als ich meine Eltern in der Heimat besuchte und einen Ausflug nach Mannheim unternahm. Immer auf der Suche nach neuen Malmotiven, hat mich der Wasserturm fasziniert. Als ich das Foto aufnahm, hatte ich unmittelbar den Gedanken daran, den Wasserturm mit AeroColor auszuarbeiten. Als ich mich knapp ein halbes Jahr später zur Teilnahme am Hahnemühle Kalenderwettbewerb und für dieses Motiv entschied, wollte ich es doch auf andere Art und Weise umsetzen. Denn zwischenzeitlich hatte ich an einem Samstags-Workshop zum Thema „Aquarell und Federzeichnung“ teilgenommen und war so begeistert davon, dass das mein Steckenpferd ist. Ich wollte bei diesem Motiv nicht nur mit Aquarellfarben arbeiten, sondern auch gezielt die Tusche ins Spiel bringen, da sie einem Bild nochmals einen ganz anderen Charakter verleiht. Zum vorgegebenen Thema „Natur in der Stadt“ konnte für mich der Mannheimer Wasserturm sowie sein angrenzender Park nicht treffender stehen.
Ich begann zunächst das Motiv mit Bleistift aufs Papier zu bringen, achtete dieses mal aber darauf, dass ich mich nicht zu sehr an den vielen kleinen Details verzettelte. Sodann begann ich mit der Federzeichnung. Ich komme mit dieser Art und Weise zu malen, besser zurecht. Manchmal überfordert mich das reine Aquarell mehr, als wenn ich zuvor das Grundgerüst mit Tusche anlege. Wer nun denkt, das alles würde an einem Tag geschehen, der irrt. Meist stelle ich das Bild oder die Vorzeichnung erst einmal wieder weg und betrachte es mit einigem Abstand – oftmals auch mit einigen Tagen Abstand. Dann beginne ich zu kolorieren, aber selbst in diesem nächsten Schritt ist bei mir noch nicht an Fertigstellung zu denken, denn auch hier fallen mir mit einem gewissen Abstand wieder Punkte zur Farbintensivierung, Licht und Schatten setzen oder einfach noch ein paar Kleinigkeiten auf, an denen es fehlt. So auch bei diesem Bild. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass bei mir so ein Bild nach dem Motto „Gut Ding will Weile haben“ entsteht.
Natürlich tut man sich um einiges leichter, wenn man gutes Arbeitsmaterial hat: Farben, die strahlen sollen und natürlich auch das Papier. Ich hatte mich von Anfang an für Papier der Hahnemühle entschieden und für dieses Bild Britannia, 300 g, matt, benutzt. Für mich persönlich war es wichtig, mit gutem Material zu starten, um eine Enttäuschung durch minderwertige Produktqualität auszuschließen.
Gerne möchte ich mich noch bei meinem Partner bedanken, der mich unterstützt, sich für meine Arbeit interessiert und mehr an mich glaubt, als ich selbst und für sein letztes, prüfendes Auge – auch wenn ich mir dabei manchmal die Haare raufe.
Geschrieben von Sandra Becker