Ein Aquarell von und mit Marina Abramova alias Abramarin
Bis jetzt überwiegt die Meinung, dass Aquarell am Besten für Landschafts- und Blumenmalerei geeignet sei. Heute möchte ich zeigen, dass die Aquarellmalerei deutlich mehr Möglichkeiten bietet – und male einen Bagger. Keine Angst: es wird kein trockenes technisches Zeichen, wo jedes Detail ganz genau ist, sondern ein Aquarell mit Verläufen und viel Freiheit.
Ich male auf dem Aquarellpapier Hahnemühle Leonardo, matt. Mein Papier ist ein Echt-Bütten Aquarellkarton mit 600g/m2. Das Papier bleibt lange nass und erlaubt mir, viel Farbe direkt auf dem Blatt zu mischen und damit unterschiedliche und schöne Aquarell-Effekte zu erzeugen.
Ich mag die Papierstruktur, weil die matte Oberfläche des Papiers mir nicht nur Verläufe, sondern auch Details ohne Problem zu malen erlaubt. Das Fließverhalten ist sehr angenehm. Es lässt sich kontrollieren, ist aber doch eigenwillig genug um die gewünschte Leichtigkeit zu erzielen.
Los geht’s: Zuerst wird das Blatt auf einem Brett fixiert.
Es reicht einfaches Klebeband, da das gewählte 600g-Papier sehr dicht ist. Es behält seine Form und wölbt sich während der Malerei nicht.
Erster Schritt: Bleistiftzeichnung. Hier kommt ein Bleistift mit dem Härtegrad 2B zum Einsatz. Falls die Vorzeichnung zu stark geworden ist, kann man mit einem Knetradiergummi das überschüssige Graphit vorsichtig entfernen.
Bei diesem Bild nutze ich hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) zwei Techniken: „Nass in Nass“ und „Negativmalerei“.
Im zweiten Schritt befeuchte ich den Bereich, wo mein Bagger gemalt werden soll und bringe Farbe auf. Hier verwende ich die Künstlerfarben Cadmiumgelb, Saturnrot, Kobaltviolett in Tuben der Firma Schmincke und Reste aus meiner Palette, die keinen Namen haben 🙂
Zum Malen verwende ich Pinsel von da Vinci – breite Flachpinsel mit Fehhaar 30mm, Synthetikpinsel der Serie Cosmotop-spin – einer mit spitz-ovaler Form (N24) sowie einer mit der runden Form (N10). Und einen runden französischen Aquarellpinsel mit Fehhaar N10 – diesen Pinsel verwende ich fast bei jedem meiner Bilder.
Das Ergebnis sieht etwas surreal aus. Aber keine Sorge, dass die Farben ein bisschen aus den Konturen rauslaufen.
Ich lasse mein Blatt trocknen. Hier hilft mir mein Fön.
Jetzt ist die Zeit für den Hintergrund gekommen. Ich befeuchte alle Bereiche, außer meinen Bagger. Im Anschluss bringe ich die Farben auf die nasse Oberfläche auf und lasse sie in alle Richtungen fließen indem ich das Blatt ankippe.
Wenn das Papier nicht mehr nass ist, sondern „feucht“, erzeuge ich mit der Hilfe meines Pinsels und Wasser die „Sternen“-Effekte. Mit einem Wassertropfen lösen ich die Farbe wieder vom Papier ab. Ich mache mir dabei die Eigenschaft des Echt-Bütten Papiers zu Nutze, dass die Fasern des Papiers in verschiedene Richtungen zeigen. So entstehen die schönen, hellen Sterneffekte.
Anschließend lasse ich das Papier trocknen.
Im vierten Schritt bringe ich die Schatten auf Schaufel und auf den Baggerarm. Dabei helfen mir Chinacridon Purpur und Kobaltcoelin der Fa. Schmincke.
Als letztes kommen die Details, die ich auf dem getrocknetem Papier male. Mit einem feinen Pinsel von da Vinci – es ist ein Spezialpinsel mit abgesetzter, extra langer und fein vorgezogener Kolinsky-Rotmarderspitze und Pinselkörper aus Fehhaar. Damit gebe ich dem Bagger einige scharfe Konturen.
Und am Ende natürlich: meine Unterschrift. Fertig! Mehr von mir – mein visuelles Tagebuch – und Workshopdaten finden Sie auf www.abramarin.com oder auf meinem Instagram Account – dort auch in Russisch.
Ich finde die Idee eine schwere Baumaschine auf leichtem Papier aufzubringen, irgendwie faszinierend. Wie gut, dass sich das Papier während der Malerei nicht wölbt. Erstaunlich, wie du die Hydraulik des Baggers hinbekommen hast!