Wenn aus einem professionellen Projekt ein ‚Passion-Project‘ wird und der traurige Anlass den ersten Jahrestag hat …
Dies ist die Geschichte der ukrainischen Fotografen Wladimir Ogloblin und Olena Dolzhenko, deren Arbeit in Deutschland von Hahnemühle unterstützt wird.
Im April 2022 treffen wir den Fotografen Waldimir Ogloblin in der Hahnemühle. Er ist unmittelbar nach Kriegsbeginn nach Deutschland geflohen, nachdem seine Heimatstadt Charkiw nur 50 Kilometer von der russischen Grenze gleich zu Kriegsbeginn am 24. Februar zwei Tage lang bombardiert wird. Er ist zu alt, um in der Armee zu kämpfen, deshalb macht er sich auf seine erste „erzwungene Reise“ im Leben – nach Deutschland. Im Gepäck zwei Kameras, einen Laptop und Speicherplatten voller friedlicher Bilder aus der Ukraine. Hier in Deutschland fotografiert er weiter und er will helfen. Mit Ausstellungen. Dabei unterstützen wir ihn. Seine Bilder zeigen, „was wir verloren haben“, sagt er und deutet genau ein Jahr nach Kriegsbeginn auf das Motiv des spärlich verschneiten Feldes. Es zeigt die grüne Grenze zu Russland. Das Haus auf dem Bild gibt es nicht mehr, das Feld ist zerbombt.
Ergänzt durch neue Bilder aus unserer Region, wo er Zuflucht gefunden hat und sofort anfängt zu fotografieren, organisieren wir im Mai 2022 innerhalb von drei Wochen eine Ausstellung. Mit Hilfe von Übersetzungs-Apps wählen wir Motive und das passende Digital FineArt Papier von Hahnemühle aus. Diese Bilder berühren viele Menschen und sie kaufen limitierte Auflagen davon. Der Erlös von mehr als 4000 € geht zu 100% als Spende an Hilfsorganisationen in Charkiw, der Heimatstadt von Wladimir.
Weitere Ausstellungen folgen im Sommer 2022 und seine Kollegin Olena Dolzhenko kommt nach Deutschland. Sie hat Bilder aus dem vom Krieg zerstörten Charkiw dabei. Das Gebäude, in dem die beiden Fotografen eine Fotoschule betreiben, ist ebenfalls zerstört worden. Ihr Lebenswerk, ein Trümmerhaufen. Neben den Fotos zeigen die Fotografen in den Ausstellungen auch Granatsplitter oder eine völlig demolierte Kamera aus ihrer ehemaligen Fotoschule.
Als akkreditierte Armeefotografin reist Olena immer wieder an die Front in der Ostukraine und bringt neue Bilder mit. Friedlich spielende Kinder auf einem intakten Spielplatz vor einer völlig zerbombten und ausgebrannten Schule. „Eine Schule mit erweitertem Deutschunterricht“, erzählt uns Olena. Es ist ihre alte Schule. Sie hat dort Deutsch gelernt.
Wir von der Hahnemühle unterstützen die beiden Fotografen seit einem Jahr und helfen, weitere Ausstellungen und PR zu organisieren. Dazu gehört auch die Berichterstattung durch die Deutsche Presse-Agentur oder TV- und Radio-Sender und die Abdrucke in großen deutschen Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung und der ZEIT. „Ich habe jetzt realisiert, dass ich auch hier helfen kann“, betont Ogloblin. Zurückkehren nach Charkiw will er aber auf jeden Fall, sobald das irgendwie möglich ist. „Wir müssen das Heimatland wieder aufbauen“, sagt er. „Deutschland war vorher für mich nur ein Fleck auf der Landkarte, jetzt möchte ich meine Erfahrungen aus Deutschland in die Ukraine mitnehmen und beide Länder einander näher bringen.“
Ein Passionsprojekt ist auch ein professionelles Projekt.